Kreativität Teil 1: Assoziationstechnik, vom komplexen Schlagwort zum ‘umsetzbaren’ Fotothema
Aufrufe: 443
: Themen und Motivideen entwickeln
Kreativität Teil 1: Assoziationstechnik, vom komplexen Schlagwort zum ‘greifbaren’ Fotothema
Kreativität Teil 2: Durch Assoziation, Negierung und Modifikation ungewöhnliche Fotoideen entwickeln
Kreativität Teil 3: Durch Assoziation situationskonforme Fotoideen entwickeln
Kreativität Teil 4: ‘Tabus’ einsetzen, um Fotos ein wenig ‘anders’ zu gestalten (Pfade verlassen)
Kreativität Teil 5: Mit ‘sematischen Wolken’ neue Fotoideen entwickeln (inkl. Praxisbeispiel: ‘Erotik eines Massenproduktes” )
In Planung:
Kreativität Teil x: Fotoszenen mit dem ‘Morphologischen Kasten’ gestalten
Kreativität Teil y: Weitere Ansätze für neue Bildideen (Erweiterung zum Teil 2)
Kreativität Teil z: Checkliste Bildgestaltung
Wikipedia:
Überblick Kreativitästechniken: kleinhirn.eu
Die Kreativitätstechnik : SCAMMPER
Weiterentwicklung : SCAMMPER-R
Checkliste : Osborn-Checkliste
Vorwort zur Serie
Das Problem ist bekannt: Man hat Lust darauf, etwas Fotografisches zu machen, hat aber keine Idee, wie man starten soll. Oder man hat ein Thema, weiß aber nicht wie man es fotografisch umsetzen soll. Die Werbeindustrie ist ebenso ständig auf der Suche nach passenden Darstellungen, genauso wie der Blogger, der stetig nach Themen für den Blog sucht. Häufig wird auch nur nach dem ‘gewissen Etwas’ gesucht. Hinzu kommt, dass es schwierig ist, gewohnte Pfade zu verlassen, insbesondere dann, wenn man sich jahrelang mit den Lieblingsmotiven beschäftigt hat. Und wie komme ich eigentlich von einem Thema auf sinnvolle Fotoideen ?
All das soll in einer kleinen Beitragsserie hier im FotoCafe angesprochen werden. Mit einfachsten Mitteln wird vorgeführt, wie man sich in der ein oder anderen Situation praxisnah helfen kann und durchaus praktikable Ergebnisse erzielen kann. Es ist uns bewusst, dass die Vorgehensweisen nicht immer und für alle Anwendungen funktionieren, aber mit zunehmender Übung lässt sich die Arbeitsweise immer besser adaptieren. Deshalb gilt für die ganze Serie der Grundsatz:
Scheitern ist erlaubt, Wiederholung auch 🙂
Wir wünschen viel Spaß. Das FotoCafe
Hilfsmittel und Werkzeuge
Es gibt Werkzeuge, mit denen man sich auf die Sprünge helfen kann, wenn man keine spontanen Ideen für die Umsetzung von Aufgabenstellungen hat. Vieles davon ist gut bekannt: ‘Mindmapping’, ‘Brainstorming’, ‘6-3-5’ Methode und die ‘Walt-Disney’ Methode. Alle funktionieren sehr gut wenn man in der Gruppe reflektiert, zuordnet, kritisiert und negiert. In Bezug auf die Fotografie stellt sich zudem noch eine weitere Aufgabe: Der Fotograf ist oft alleine und benötigt eine unkomplizierte Methode zur Themenaufbereitung, die auch dann funktioniert, wenn keine Unterstützer vorhanden sind. Wir befassen uns in dieser Folge mit der Vorstellung einer simplen Technik, mit deren Hilfe man komplexe Themenstellung bzw. komplexe Begriffe in ‘handhabbare’ Fotothemen verwandeln kann und hoffen, dass es für den ein oder anderen Hobbyfotografen ein sinnvolles Werkzeug darstellt.
Mit Konzept zum ‘Fotothema’
Häufig hat man ein Schlagwort zur Verfügung, oder man erhält einen Auftrag inklusive einem ‘Leitthema’. Man kann auch ganz ohne Vorbedingung starten, indem man beispielsweise mit einer der vielen Zufallsmethoden arbeitet, d.h. mit Kritzelbildern, der Buchblättermethode, Zufallswortspiele oder man recherchiert im Internet. Egal wie man startet, man sollte Substantive besitzen. In aktuellen Fall gehen wir davon aus, dass dieses Substantiv ein komplexes ‘Leitthemen’ darstellt, um das sich alles dreht und für das interpretierende Themen, Fotoszenen oder sogar konkrete Motivideen entwickelt werden sollen. Beispiele für komplexere Leitthemen sind: “Konsum, Zeit, Klimawandel, Dynamik, Fortschritt,..”. Eine Gemeinsamkeit dieser Begriffe ist, dass sie nicht direkt zu einem Motivhinweis führen, weil sie eben sehr komplex sind und dass sie erschlagend wirken, weil in ihnen sehr viel Kontent steckt. Trotzdem gibt es sehr einfache Wege, deren Komplexität aufzulösen um zu Fotothemen zu kommen.
1 Phase: Interpretationsfindung, ein einfacher Workflow
Gestartet wird mit dem Substantiv (dem ‘Leitthema’) und es wird über 3 Schritte hinweg ‘Assoziiert’. In Schritt 4 trifft man lediglich die Auswahl, oder entscheidet sich zu einer weiteren ‘Iteration’:
Schritt 1: ‘Direktes’ Assoziieren des Leitthemas
Schritt 2: Assoziieren im Umfeld gefundener Begriffe
Schritt 3: Symbol-/ Begriffsfindung
Schritt 4: Auswahl treffen, Iterieren? … Fotothema festlegen
Die Vorgehensweise erfordert kaum Übung, funktioniert nicht! immer und darf nach Scheitern wiederholt werden. Los gehts …
Schritt 1: ‘Direktes’ Assoziieren eines Leitthemas
Damit man das Leitthema nicht aus den Augen verliert, schreibt man es in die obere Zeile hinein. Danach versucht man die grauen Felder mit Begriffen zu füllen, die einem so in Bezug auf das Leitthema in den Sinn kommen (oder man recherchiert). Wenn man zu späteren Zeitpunkten plötzlich ‘bessere’ Einfälle hat, darf man Begriffe ersetzen oder einfach das Ganze nochmal durchführen. Beispielhaft trage ich das Wort ‘Konsum’ ein und ‘Assoziiere’. Das sieht bei mir so aus:
Schritt 2: Assoziieren im Umfeld gefundener Begriffe
Manchmal sind aus dem abstrakten Leitthema bereits jetzt ‘handhabbare’ Begriffe entstanden. Weil sie aber meistens noch nicht ganz so greifbar sind, führen wir das für jeden der gefundenen Begriffe nochmal durch, d.h. man nimmt sich die Wörter nun spaltenweise vor und versucht, weitere Begriffe zu assoziieren. Das Gefundene schreibt man ‘vertikal’ in 1. und 2. hinein.
Ungefähr so:
Schritt 3: Symbolfindung/Begriffsfindung = Themenfindung
Spätestens jetzt hat man fotografisch nutzbare Begriffe gefunden, die direkt oder indirekt mit dem Leitthema Verbindung stehen. Jetzt gehen wir einen kleinen Schritt zurück und versuchen spaltenweise ‘übergeordnete’, einfache Begriffe oder ‘Symbole’ zu finden und tragen sie in die blauen Ergebnisfelder ein. In etwa so:
Betrachtet man die Spalten nacheinander, erkennt man, dass zum Teil handfeste Interpretationen (=Fotothemen) entstanden sind. Das waren die Ergebnisse, die ich zum Leitthema Konsum gefunden hatte:
1 Spalte: Konsum: Einkauf : Hektik im Einkaufcenter (Einkaufswagen, Stress, … )
2 Spalte: Konsum: Güter-/Warenverteilung : Auto, Schiff, Flugzeug ..
3 Spalte: Konsum: Wegwerfgesellschaft : Müll, Einmalartikel, …
4 Spalte: Konsum: Zahlungsverkehr : moderne Hilfsmittel, berührungsfrei, elektronisch,
bargeldlos
5 Spalte: Konsum: Überschuss : Überangebot und Überdruss
Schritt 4: Auswahl treffen, Iterieren ? Thema festlegen
Nun werden alle Spalten nacheinander auf fotografische Darstellbarkeit hin geprüft. Man entscheidet sich für einen der Begriffe in den blauen Zellen und geht, wenn’s gut läuft, zur ‘Themenausgestaltung über (wird Thema eines weiteren Beitrages im FotoCafe sein).
‘Iteration’ ? : Wenn das Ergebnis noch keine bildhafte Themeninterpretation zulässt, startet man das Ganze nochmal mit einem der Begriffe im blauen Feld, und zwar so lange, bis man ein handhabbares Thema entwickelt hat, denn letztendlich geht es nur um die Übertragung eines abstrakten Begriffes in ein ‘handfestes’ Fotothema.
PS: Die Nummerierung 1. und 2. in den Kästchen ist an dieser Stelle nicht von Belang, wird aber in den nächsten Beiträgen dieser Serie schnell klar.
Einstieg mit 2 Begriffen
Müssen 2 Begriffe miteinander koexistieren, die zunächst noch nicht so recht in ein Fotothema passen, kann man das Schema ebenso anwenden. Dabei durchläuft man den Workflow einfach für beide Begriffe. Damit der Inhaltliche Zusammenhang beider Begriffe ‘im Kopf’ hergestellt wird, macht es Sinn, dies in einer einzigen Tabelle zu bewerkstelligen: Hier ein Beispiel:
Die Vorgabe “Gesundheit + Wohlstand” führte bei mir letztendlich zur fotografischen Interpretation: ‘grüne Küche’ + ‘Hygiene’. Der Begriff ‘Fitness’ gefiel mir in diesem Zusammenhang ebenso. Ich markiere ihn, um ihn im nächsten Schritt, der Themenausgestaltung, weiter zu verwenden (nächster Beitrag im Fotocafe).
Viel Spaß beim Experimentieren und ‘Assoziieren’
… und immer gut Licht
Das FotoCafe